Bert Brecht zum Gedenken

VERGNÜGUNGEN

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.



Der erbitterte Kriegsgegner Bertolt Brecht, dessen Todestag sich am 14. August zum fünfzigsten Mal jährte, studierte 1917/18 in München Philosophie und Medizin, leistete 1918 für kurze Zeit Militärdienst im Lazarett, setzte dann das Studium fort, verließ aber 1921 die Universität ohne Abschluss. Bereits in dieser Zeit hatte er ersten literarischen Erfolg mit dem in München 1922 uraufgeführten Drama »Trommeln in der Nacht«, für das er im gleichen Jahr den Kleist-Preis erhielt. 1924/26 arbeitete er an M.Reinhardts »Deutschem Theater« in Berlin, dann als freier Schriftsteller. 1922-27 war er verheiratet mit der Sängerin Marianne Zoff, seit 1928 mit der Schauspielerin Helene Weigel. Befreundet war Brecht u.a. auch mit Margarete Steffin, Elisabeth Hauptmann, später auch Ruth Berlau (alle auch Mitarbeiterinnen). E.Piscators politisches Theater, die Zusammenarbeit mit dem Komponisten K.Weill, v.a. aber das Studium des Marxismus wurden für seine weitere Arbeit prägend. Brecht unterstützte in politischen Grundfragen die Kommunisten, trat jedoch nicht der KP bei. 1933 verließ er Deutschland. Seine Werke wurden Opfer der Bücherverbrennung. Nach Aufenthalten in Prag, in der Schweiz und in Dänemark fand er über Schweden, Finnland und die Sowjetunion schließlich im US-Bundesstaat Kalifornien Zuflucht. 1947 musste er unter dem Verdacht kommunistischer Betätigung vor dem Untersuchungskomitee McCarthys erscheinen, verließ unmittelbar darauf die USA und kehrte über die Schweiz nach Deutschland zurück. Da ihm in den westlichen Besatzungszonen die Einreise verweigert wurde, ließ er sich in Berlin (Ost) nieder. Hier gründete er 1949 mit H.Weigel das Berliner Ensemble, dem bald große Experimentiermöglichkeiten offen standen. Mitarbeiter waren u.a. die Komponisten H.Eisler, P.Dessau, die Bühnenbildner C.Neher, T.Otto, der Regisseur E.Engel; jüngere, später selbstständige Regiemitarbeiter: B.Besson, P.Palitzsch, M.Wekwerth. Die Inszenierungen eigener Stücke und Bearbeitungen erlangten Weltruhm.
B.s Verhältnis zur Staatsmacht der DDR war widersprüchlich. Sein wachsender internationaler Ruhm ließ ihm zwar Freiraum, doch wurde auch er mit der Oper »Das Verhör des Lukullus« (Musik P.Dessau) in die Formalismusdebatte verwickelt. Zum Arbeiteraufstand des 17. Juni schwieg er. In der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich war Brecht bis in die 1970er-Jahre als marxistischer Autor umstritten. Doch setzte sich die Bühnenwirksamkeit seiner Stücke gegen alle politischen Vorbehalte durch, das moderne Theater ist ohne ihn nicht denkbar. Jeder Generation von Lesern, Zuschauern und Regisseuren vermittelt das Werk neue Denkanstöße und Einsichten.
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2006


Kinderhymne (1949)

Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land

Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's
Und das liebste mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.


Die Kinderhymne wurde 1949 von Bertolt Brecht als alternative Nationalhymne für die Deutsche Demokratische Republik (bzw. für ganz Deutschland) gedichtet und von Hanns Eisler vertont. In der DDR entschied man sich statt dessen für die ebenfalls von Eisler vertonte Hymne Auferstanden aus Ruinen von Johannes R. Becher. Das Versmaß beider Hymnen ist gleich und entspricht dem des Deutschlandlieds.
Nach der Wiedervereinigung 1990 setzten sich Bürgerinitiativen und verschiedene Medien - leider vergeblich - für die Kinderhymne als neue deutsche Nationalhymne ein.

In Anlehnung an die feierlichen Worte der Schauspielerin Katharina Thalbach auf der großen Brecht-Gala "Ungeheuer Oben" am 12.8. im Berliner Ensemble kann ich abschließend nur sagen:
Wie viel lieber hätten wir den von Brecht gedichteten herzergreifenden Text als "unsere" Nationalhymne während des großen WM-Fußballfests in Deutschland gehört und mitgesungen, um den Auftritten der deutschen Nationalmannschaft einen feierlichen und gleichzeitig unbeschwerten Rahmen zu geben und den Besuch "der Welt zu Gast bei Freunden" mit dieser unmissverständlichen Botschaft und unverfänglichen Auffassung von Patriotismus zu würdigen.

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